"Integrative Therapie" ist ein ganzheitliches therapeutisches Verfahren, das Psychotherapie, Leibtherapie, Soziotherapie und Arbeit mit "kreativen Medien" umfasst und Mitte der sechziger Jahre von Hilarion Petzold begründet wurde (Rahm et al. 1993). Es wird von ihm und seinen Mitarbeitern seitdem systematisch als methodenübergreifender Ansatz weiterentwickelt. Ausgangspunkt war die Vorstellung, daß der "ganze Mensch" in seiner leiblichen, emotionalen und kognitiven Realität und in seinen sozialen und mikroökologischen Bezügen behandelt werden müsse und nicht nur seine "Psyche" - es wird deshalb auch von einer "Integrativen Humantherapie" gesprochen.
Weiterhin war die Idee wesentlich, daß es allen Psychotherapieschulen gemeinsame Grundkonzepte und Wirkfaktoren (common factors) gibt, aber auch wichtige spezifische Elemente, die zusammengeführt werden müssen, um Einseitigkeiten zu überwinden und sich den wissenschaftlichen und klinischen Ertrag des gesamten psychotherapeutischen Feldes zunutze zu machen. Diese Grundidee wird von der neueren empirischen Psychotherapieforschung vollauf gestützt.

"Eine tragfähige Beziehung und empathisches Verständnis für erlebtes Leid konkrete Hilfe in Problemlagen, Einsicht in die gesellschaftlichen Bedingungsgefüge der Biographie, des aktualen Lebens und der Zukunftsentwürfe, Bewußtheit für den eigenen Leib sowie Räumefür emotionalen Ausdruck und soziales Miteinander, das ist es, was unsere Patienten brauchen, um gesund zu werden, was Menschen brauchen, um gesund zu bleiben, und was Psychotherapie bereitstellen muß, um wirksam zu sein. Dabei müssen vielfältige, kreative Methoden und Medien eingesetzt sowie differentielle und integrative "Wege der Heilung und Förderung" beschritten werden. Dies ist die Richtung, die wir in der Praxis der Integrativen Therapie eingeschlagen haben." (Petzold 1993a).

Die Integrative Therapie wird aufgrund ihrer Ausrichtung an der "Psychologie der Lebensspanne" (Rutter, Rutter 1992; Petzold 1993a) in der Arbeit mit Kindern, Jugendlichen, Erwachsenen, alten Menschen und Hochbetagten eingesetzt (Petzold 1988n, Bd. 2; 1993a; Petzold, Orth 1990, Bd. 2).
Die Kombination verbaler und nonverbaler Vorgehensweisen schließlich bietet auch für ansonsten schwer zugängliche Patientenpopulationen mit psychiatrischen Erkrankungen, Drogen- und RauschmitteIabhängigkeit, psychischen Alterserkrankungen, Behandlungsmöglichkeiten (ebenda und Petzold, Orth 1990, Bd. 2).
So finden sich im eigentlichen Sinne keine Kontraindikationen, sondern es ist von "spezifischen Indikationen" auszugehen, für die die entsprechenden Methoden, Techniken und Medien ausgewählt und zugepasst werden müssen.

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